Stadtrundgang Simmern | 3 – Ehemalige Synagoge

1824 bestand bereits seit Jahrzehnten eine Synagoge in Simmern, wobei ihre Lage bisher noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Die schlechte Bausubstanz und laufend anfallende Kosten zur Instandhaltung veranlassten die jüdische Gemeinde 1910, einen Neubau ins Auge zu fassen. Das alte Gebäude wurde nach zunächst enttäuschenden Angeboten letztendlich doch auf Abriss versteigert.

Die Grundsteinlegung zur neuen Synagoge erfolgte am 29. Mai 1911. Die Einweihung am Freitag, 17. November 1911, wurde mit einem großen Festkommers in der Simmerner „Kaiserhalle“ begangen. Auch am nachfolgenden Samstag wurde gefeiert mit einem Militärkonzert und einem Festball am Abend unter Beteiligung aller Honoratioren der Stadt.

Das Interesse an dem Neubau war so groß, dass für Freitag, 24. November, ein weiterer Besichtigungstermin angesetzt werden musste. Die Giebelseite der neuen Synagoge hatte eine Länge von neun Metern. Davor befand sich ein kleiner Garten. Die Länge des Hauses nach hinten betrug 18 Meter. Die Giebelaufschrift lautete: „Mein Haus soll Bethaus genannt werden für alle Völker der Erde“.

Die Synagoge wurde am 10. November 1938 demoliert und in Brand gesetzt. 1940 erwarb der Kaufmann Friedrich Ernst Kuhn das Ruinengelände und errichtete dort ein Wohn- und Lagerhaus.

Der Gerichtsprozess um die Zerstörung der Synagoge begann am 21. Juli 1950 und dauerte zwei Tage: Die Beschuldigten wurden freigesprochen.

Heute erinnert ein Gedenkstein am Schloßplatz an die verschleppten und ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt.

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